50-Jahre Segler-Vereinigung Seeburger See

50-Jahre Segler-Vereinigung Seeburger See Was für ein tolles Gefühl, dass es unseren Verein nun schon so lange gibt. Entstanden ist ein Meisterwerk der guten Zusammenarbeit – immer haben sich begeisterte Segler gefunden, die mit Leuten aus der Region gemeinsam den Weg zum Segeln auf dem Seeburger geebnet haben.

In den 60er Jahren haben sich ein paar Segler gefunden, die beim Anglersteg ihre Boote ins Wasser ließen und sich mit der Seepächterin und Berufsfischerin, Erna Ripping, über die Bedingungen fürs Segeln einig wurden. Damals stand noch der ganze See zur Verfügung und außerdem war der Uferbewuchs noch niedrig. Durch die geografische Lage wehte exellenter Wind und die Segler genossen ihre Stunden auf dem Wasser. Schon damals wurde hart trainiert, um sich auf Regatten mit anderen Seglern zu messen.

50 Jahre SVSS Ende der 60er Jahre zeichnete sich ein Umbruch in der Seenutzung ab – die Fischerei zog sich zurück – In der Politik wurde überlegt, ob man den See in ein Naturschutzgebiet verwandeln sollte. Nun bestand Handlungsbedarf zur Vereinsgründung. Die Satzung und das Logo wurden auf der Gründungsveranstaltung am 5. September 1970 in der Cafeteria des Supermarktes Bono dem Kreis der künftigen Mitglieder vorgestellt und verabschiedet. Unser Verein wurde mit der Bezeichnung Segler-Vereinigung Seeburger See ins Vereinsregister aufgenommen und der junge Verein durfte das e.V. dranhängen. So wurde eine neue Sportart in der Region geboren. Gründung 29.06.1970

In die Satzung wurde gleich der Wettsegelgedanke mit aufgenommen, aber genauso erwünscht war das Freizeitsegeln auf dem herrlichen Revier, dem Eichsfelder Auge. Die Aufnahme in den DSV und dem SVN sollten folgen, ebenso die Aufnahme in die damalige südniedersächsische Wettsegelgemeinschaft.

Aber wie sollte sich der Verein entwickeln? Der Platz neben der Fischereihütte war viel zu klein, es konnten kaum Boote auf dem Gelände geparkt werden und ein neuer größerer Steg durfte nicht gebaut werden. So hat uns Frau Ripping eine Wiese mit Seezugang angeboten. Zugegeben, die Wiese war sehr feucht, aber wirklich schön groß und den kurzen Feststeg, konnte man mit einem Schwimmsteg erweitern – vorgesehen war auch zügig einen Geräteschuppen zu bauen, unsere „Vereinshütte“, die heute Bestandsschutz hat.

Denn Mitte der 70er Jahre wurde die Naturschutzordnung erlassen mit einschneidenden Segelbeschränkungen, z.B. Segeln nur vom 1.5. – 15.10., und bis 15.6. gibt es eine große Naturschutzzone, die nicht besegelt werden darf. Die sportliche Seite des Vereins entwickelte sich prächtig. Durch die Klassenwahl, es gab nur Optis, 420er, 470er und 505er, konnten auf den Clubregatten die Boote gut gegeneinander segeln und es gab immer spannende und herausfordernde Wettkämpfe. Auf die Frage eines potenziellen Neumitgliedes, ob er sein Boot auf die Liegewiese legen dürfe, antwortete der 1.Vorsitzende: Wir sind kein Bootsliegeverein, sondern ein Segelverein.
Die 505er Gruppe die stolze Flotte-Mitte, war zu dieser Zeit in dieser Zeit auf vielen internationalen Regatten unterwegs. S0 holte sie Punkte auf den vorderen Plätzen und war unterwegs, z.B. auf der Nord- und Ostsee, dem Ijsselmeer, dem Silvaplanersee im Engadin, dem Walchensee, dem Gardasee sowie auf vielen weiteren Revieren. Die Seeburger 505er Segler waren in ganz Deutschland bekannt. In den 80ern und Anfang der 90er Jahre waren die Jugendlichen ganz aktiv - durch die gute Jugendarbeit entstand eine starke Opti-Szene, mit einzelnen herausragende Opti-Seglern. In der Regel fand der Sport jedoch am heimischen See statt, bis Anfang der 90er Jahre sich dann eine Gruppe, auch mal zu den Nachbarvereinen in Göttingen, Northeim oder im Harz fuhr. Die Erfolge motivierten und erweiterten den Radius bis zum Steinhuder Meer und darüber hinaus, dank der Wiedervereinigung auch Richtung Osten. Unvergessen ist der Teamerfolg, den „Opti-Teller Großenheidorn“ nach Seeburg zu entführen. Die Opti-Szene blühte nun regelrecht auf, die DODV Klassenvereinigung wurde auf uns aufmerksam und vergab eine JQR an den SVSS [Foto mit 30 Optis am Steg]. Unsere Segler wurden im Niedersachsenkader trainiert und nahmen an den internationalen Jüngstenmeisterschaften in der Eckernförder Bucht und am Schweriner See teil [Foto Eröffnungsfeier im Schweriner Schloss]. Und natürlich an der Osterregatta am Gardasee.

Landesweit bekannt war auch der Eichsfeldpokal für 420er und 470er. Diese Regatta gehörte zu der Serie „3-Seen-Pokal“ der Wettsegelgemeinschaft Südniedersachsen – sie war Ranglistenregatta für beide Bootsklassen und auch noch JQR für die 420er. Die Segler kamen von nah und fern, da sind ca 20 Boote je Klasse gestartet. Dabei war der See richtig voll. Gesegelt wurde der Olympische Kurs mit Dreieck und Diagonale und weil, der See ja nicht so groß war, musste der Kurs doppelt abgesegelt werden damit es auch die olympische Länge hat. Eine kleine Anekdote: Ein Jahr gab es auf der Straße einen Auffahrunfall während der Regatta, weil der Fahrer zu sehr auf das Geschehen auf dem See schaute und die Boote bestaunte.

Mit Beginn der 90er-Jahre gesellte sich eine neue Bootsklasse zu dem bisher üblichen Kinderboot – das war der Teeny, ein Jüngstenboot mit Spi und Trapez. Auch hier waren die Seeburger gleich von Anfang an mit dabei, der erste Teeny im Verein kam aus der 1.Serie. Jetzt konnten auch die Kinder gemeinsam segeln, was die Segler gerne angenommen haben. Nur was sollte man mit nur einem Boot einer Bootsklasse? So gab es zum 25-jährigen Jubiläum von Otto-Bock 2 weitere schicke Boote geschenkt, und als diese nicht mehr ausreichten sogar noch einmal 2 Boote, sodass wir jetzt 5 dieser tollen Jüngstenjollen zur Verfügung haben.

Nach der Jahrtausendwende gab es über viele Jahre für die jugendlichen Segler die fantastische Sommerfreizeit an der Schlei. Das war immer eine sehr sportliche Woche mit seglerischen Höhenpunkten. Einmal haben wir z.B. eine Wanderfahrt bis zur Brücke Lindaunis gemacht und dann wieder zurück. Am Abend schauten die Herbergseltern schon über die Große Breite, um zu sehen, ob wir es noch pünktlich zum Essen schaffen werden. In Erinnerung geblieben ist uns auch das Gewitter, das uns vor der Stexwiger Enge auf dem Rückweg zur Jugendherberge traf – plötzlich waren fast alle Boote gekentert, nur die erfahrenen schweren Crews heizten mit Freude durchs Wasser. Unser Rettungsteam holte alle Segler wieder aus dem Wasser. Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei und alle konnten gemächlich nach Hause segeln. Als Verantwortliche waren wir froh, dass nichts passiert war und die Jugendlichen hatten den ganzen Abend kein anderes Gesprächsthema – alle waren stolz, die Situation gemeistert zu haben.

Seit etwa 2007 gab es am See den Graf-Isang-Cup, eine Ranglistenregatta für Teenies und 420er. Einmal im Jahr wurde hart um Qualifikationspunkte für die Deutsche Meisterschaft gekämpft. Es kamen Segler aus dem Regionalverband Segeln Südniedersachsen, aber auch aus ganz Niedersachsen, Hessen und Berlin. Ein Highlight war 2014 die Landesjüngstenmeisterschaft der Teenies. Hier waren 23 Boote am Start und auch die 420er waren mehr als 10 Boote. Da war es auf dem See wieder richtig voll. Es gab alle Jahre spannende und faire Wettfahrten und viele Segler verabschiedeten sich damit, dass sie nächstes Jahr gerne wiederkommen würden.
Ab 2010 gab es auch die ersten Teeny-Segler, die zur Deutschen Jüngsten Meisterschaft fuhren – im ersten Jahr war ein Team dabei und im nächsten Jahr waren es dann 4 Boote mit acht Seglern. Die Sieger kamen vom Seeburger See und wurden Deutsche Jüngstenmeister sowie U14 Meister – das war jetzt wieder ein herausragendes Ereignis in unserer Vereinsgeschichte. In den Folgejahren gab es noch 2x den Vize-Meister Titel und danach 2 weitere Meistertitel. Diese Teeny-Segler stiegen dann begeistert in den 420er um und hatten ihre Freude auf dem größeren Sportgerät. O-Ton der Segler nach dem Umstieg auf den 420er: „der geht ja ab, wie eine Rakete.“ Im 420er wurden dann sportliche Events wie die Kieler Woche und Deutsche Meisterschaften besucht.

Neue Klassen zeigten sich ebenso am Seeburger See – die Segler entdeckten den 29er fürs sportliche Segeln und selbst mit diesem Skiff kann man prima auf dem Seeburger See trainieren. Das Segeln mit dem großen Gennaker ist Freude pur und Dank der Spende eines Clubmitglieds haben wir jetzt sogar 3 Schiffe im Verein. Auch hier entwickelt sich unser Verein in eine moderne Richtung.

Ein Novum war 2019 unsere Vereinsfreizeit an der Schlei mit vielen unterschiedlichen Booten für alle Mitglieder. Jeder konnte segeln wann er wollte und mit wem er wollte - Wir tauschten die Crews und viele machten neue Erfahrungen. Wir waren eine tolle Gruppe und freuten uns über die gemeinsamen Tage. Abends saßen wir in gemütlicher Runde und genossen den Sonnenuntergang im hohen Norden. Am Ende hieß es, das machen wir nächstes Jahr wieder.

Zum Jubiläumsjahr sind wieder viele Aktionen am und auf dem Seeburger See geplant, z.B. ein Wochenende Ende August mit Regatta, Gästen und Schnuppersegeln. Wir werden sehen, was mit Corona möglich ist. Nach 49 Jahren musste unser Ansegeln ausfallen, aber Segeln durften wir trotzdem. Unser 1.Vorsitzender hat es möglich gemacht, dass wir unseren Sport im freien ausüben durften. Und so sind jetzt die Einhandboote bei allen Seglern sehr beliebt. Wir können das Segeln und den Seeburger See sehr genießen – es ist eine Naturoase…